Proctoring bei Online Prüfungen

Alles was Sie zum Thema Online Proctoring wissen müssen
 

Zu Beginn: Was sind eigentlich Online Prüfungen?

Digitale Tests

Fragen und Antworten von Prüfungen, Tests und Klausuren werden heutzutage meistens digital verarbeitet. Man kennt das zum Beispiel vom Autoführerschein: Den theoretischen Teil macht man schon länger am Computer bei der Prüforganisation, nicht mehr mit Stift und Papier. 
Das hat viele Vorteile. Zum Beispiel lassen sich Fragen individuell zusammenstellen und die Antworten leicht auswerten.

Über das Internet

Als Unterkategorie von digitalen Tests gibt es Online Prüfungen (auch Online-Prüfungen oder Onlineprüfungen geschrieben): Diese werden nicht vor Ort am Computer des Anbieters durchgeführt, sondern sind über das Internet ("online") zugänglich.
Dadurch können Teilnehmer von überall aus ihre Prüfungen öffnen, ohne zu einem festen Ort oder einer festen Zeit anzureisen.

Besonderheiten bei Online Prüfungen

Eigene Technik

Im Gegensatz zu Prüfungen vor Ort, nutzen Teilnehmer bei der Online-Variante immer ihre eigene Technik.

Ein Computer und eine stabile Internetverbindung sind also Grundvoraussetzungen, um an Onlineprüfungen teilzunehmen.

Eventuell gibt es für den Zugang zur Prüfung noch weitere technische Voraussetzungen, z.B. bestimmte Browser oder Betriebssysteme.
 

Zusätzliche Sicherheit

Weil Teilnehmer ihre eigene Technik nutzen und sich in ihren eigenen Räumen aufhalten, fehlt dem Anbieter der Prüfung die Kontrolle über die Prüfungsbedingungen.
Diese braucht es aber, um eine Vergleichbarkeit zwischen allen Teilnehmern zu gewährleisten. Deshalb wird meistens eine zusätzliche Sicherheitsmaßnahme ergriffen: Online Proctoring.

Verschiedene Proctoring Varianten 

 

  • Menschlich
    Diese Methode kommt der Beaufsichtigung einer Prüfung vor Ort am nächsten und ist sehr sicher. Aufsichtspersonen ("Proctoren") prüfen die Identität, checken Hilfsmittel und protokollieren Zwischenfälle.
    Die Aufsicht kann bei kleinen Prüfungen z.B. über Videokonferenzsysteme wie Zoom stattfinden. 
    Für Prüfungen mit vielen Teilnehmern gibt es auch speziell entwickelte Plattformen wie PRUEFSTER, die den Vorgang für den Anbieter deutlich effizienter machen.
  • Teilautomatisiert:
    Es kann auch zusätzliche Software eingesetzt werden, die das Verhalten von Teilnehmenden auswertet und Hinweise auf mögliche Verstöße markiert. Diese automatisierten Hinweise werden dann in einem zweiten Schritt von Menschen überprüft und ausgewertet.
  • Vollautomatisiert (KI - "Künstliche Intelligenz")
    Beim KI-Proctoring werden Auffälligkeiten durch Programme ohne menschliches Eingreifen erfasst. Dieses Verfahren wird häufig bei Tests mit niedrigen Anforderungen oder geringen Wiederholungshürden genutzt, da die Aussagekraft der KI-Ergebnisse gegenüber menschlichen Einschätzungen oft stark variiert.

Methoden und Umfang der Überwachung

Je nach Proctoring Anbieter und der Konfiguration des Systems durch den Anbieter, werden verschiedene Methoden zur Beaufsichtigung und Absicherung der Online Prüfung genutzt:

 

Ein klassisches Werkzeug, das bei fast allen gängigen Systemen genutzt wird, ist die Übertragung von:

  • Webcam des Computers
  • Mikrofon des Computers
  • Bildschirminhalt

Wenn unerlaubte Hilfsmittel (z.B. Spickzettel und Handys) effektiv verhindert werden sollen, wird häufig auch ein Raumscan zusätzlich hinzugenommen.
Dieser wird entweder mit der Webcam am Laptop oder mit einem zusätzlichen Mobilgerät (Handy oder Tablet) durchgeführt. Teilnehmer filmen damit dann ihren Raum.

KI-Systeme ("Künstliche Intelligenz") nutzen oft auch weitere technische Daten des Geräts, um nach Auffälligkeiten zu suchen, z.B.:

  • Tastatureingaben
  • Mausbewegungen
  • Aktivitäten des Betriebssystems
  • Netzwerkdaten
  • Verbindungsdaten angeschlossener Geräte

 

Zudem werten KI-Systeme oft auch das menschliche Verhalten aus, zum Beispiel:

  • Bewegung und Blickrichtung der Augen
  • Gestik und Mimik von Teilnehmern

 

 

Verhältnismäßigkeit der Maßnahmen

Prüfungen in der EU unterliegen immer dem allgemeinen Datenschutz-Gesetz DSGVO.
Die DSGVO schreibt vor, dass nur Daten verarbeitet werden dürfen, die für den Einsatzzweck angemessen und nötig sind.
Das gilt auch für die Maßnahmen bei der Überwachung von Onlineprüfungen.
Anbieter sind hier angehalten, nur die nötigen Eingriffe durchzuführen, um eine Vergleichbarkeit der Prüfung herzustellen.
Bei Open-Book-Klausuren ist es zum Beispiel nicht immer nötig, den Raum und die genutzten Materialien auf dem Schreibtisch auszuwerten, eine Identifikation und Überprüfung der Webcam reicht oft aus.

Schummeln ist schwerer als gedacht

Anpassung der Methoden

Viele denken bei Prüfungen im eigenen Zuhause schnell an eine einfache Möglichkeit, die Nutzung von Hilfsmitteln kreativ in die eigene Hand zu nehmen 😉

Aber durch die Normalisierung der Verfahren und den starken Zuwachs bei Online Klausuren und Tests in den vergangenen Jahren, nutzen Prüfungsanbieter verstärkt Systeme zur Verhinderung von Täuschungsversuchen, die genau auf diesen Anwendungsfall spezialisiert sind.

Verschiedene Anbieter für Online Proctoring

Es gibt inzwischen weltweit viele unterschiedliche Anbieter von Proctoring-Lösungen, die jeweils eigene Methoden und Ansätze verfolgen und auf verschiedene Branchen oder Regionen spezialisiert sind.

Eine kleine Auswahl:

 

  • PRUEFSTER (pruefster.com) ist ein deutscher Proctoring-Anbieter, mit Fokus auf Datenschutz. Kunden können die Plattform nutzen, um Prüfungen selbst zu überwachen oder Proctoren von PRUEFSTER dafür einsetzen.
     
  • ProctorExam (proctorexam.com) gehört zum US-amerikanischen Plagiatstechnik-Unternehmen Turnitin und bietet ein System zur menschlichen Überwachung mit eigenen Proctoren an.
     
  • Proctorio (proctorio.com) ist ein US-amerikanischer Anbieter, mit dem Fokus auf automatisierter KI-Überwachung und Auswertung.